Das Bauernhaus aus dem Jahr 1879 ist eines der wenigen erhaltenen Bauernhäuser in der Kernzone von Kloten. Nachdem das Wohnhaus bereits 2007/08 umgebaut wurde, steht nun eine Umnutzung von Stall und Werkstatt an. Die als Abstellkammer genutzten Räumlichkeiten werden zu einem grosszügigen Atelier ausgebaut, das sich langfristig mit wenigen Handgriffen in eine Wohnung umwandeln lässt.
Das Bauernhaus in Kloten ist seit Jahrzehnten in Familienbesitz. Nun soll auch das Bildhauer-Familienunternehmen, das der Sohn 1996 vom Vater übernommen hat, in die Räumlichkeiten integriert werden. Die Aufgabe besteht darin, in die bestehende Form von Stall und Werkstattanbau ein grosszügiges, modernes Steinmetzatelier einzubauen. Die Räumlichkeiten und deren Installationen sollen so konzipiert werden, dass sich das Atelier langfristig auch in ein hausinternes Stöckli umwandeln lässt. Zudem muss der Umbau auch Lärmschutz-Kriterien berücksichtigen, da das Atelier neu in einer lärmempfindlichen Zone liegt.
Uns war wichtig, mit der Typologie des Bauernhauses zu arbeiten: Wohnhaus-Tenn-Stall-Anbau. Der Stall ist historisch bedingt steinern, da ist es auch lärmschutztechnisch sinnvoll, das Atelier dort unterzubringen. Den Anbau, die ehemalige Werkstatt, haben wir als Holzbau belassen.
— Michael Widrig, Architekt
Im Bereich des historisch gemauerten Stalls wird ein massives Steinbildhaueratelier eingefügt. Während im Innern der rohe Beton mit seinem Schalungsbild die Stimmung prägt, ist das äussere Mauerwerk mit seinen Kalkschlämmen eine Referenz an eine historische Technik. Drei markante Öffnungen prägen den Bau: ein grosses, messingverkleidetes Tor, eine fassadenbündige Öffnung aus Glasbausteinen und ein grosses, filigranes Metall-Fenster. Tenn und Heuboden werden traditionell fassadenhoch mit Brettern neu eingekleidet. Zwei Büroräume und eine Nasszelle sind neu im hölzernen Anbau, der ehemaligen Werkstatt, untergebracht. Die Verwendung von naturrohem Welleternit als äussere Verkleidung lässt den Anbau eigenständig und modern erscheinen. Die Räume werden mit Batipin-Sperrholzplatten ausgekleidet. Der Konstruktionsbeton des Bodens wird geschliffen und erhält dadurch eine edle Terrazzo-Oberfläche.
Die Eigenfarben der gewählten Materialien wie Holz, Stein, Beton und Eternit sind für die Stimmung des Baus verantwortlich.
— Michael Widrig, Architekt
Das Bildhauerhandwerk des Bauherrn fliesst stellenweise mit in den Bau ein. So gestaltet er eigenhändig die Fensterbank aus Kalkstein beim grossen quadratischen Fenster. Ein anderes Beispiel bildet der Plattenweg hinter dem Atelier, der mit alten Grabsteinen aufgelöster Gräber gelegt wird. Nach jahrzehntelanger Lagerung erhalten sie eine neue Funktion.
Die Zusammenarbeit im Team von Altbauweise Zürich bewährt sich in zweierlei Hinsicht: Zum einen in Form der kurzen, schnellen Wege zwischen den eingespielten Partnern. Zum andern ermöglichen der gegenseitige Respekt, das Vertrauen und das gemeinsame Qualitätsverständnis ein Resultat, das rundum zufrieden stellt. Alle Beteiligten gehen gerne die sogenannte Extrameile, sei es, bis beispielsweise das gesuchte Kabel in der gewünschten Materialität gefunden ist oder die Betonoberflächen genau dem gewollten Bild entsprechen. Auch im Betrieb bewährt sich der Bau. So sorgt das Glasfenster auf der Südseite für eine Streuung des harten Südlichts und damit für ideale Arbeitsbedingungen; zugleich bietet das Fenster einen sehr guten Schallschutz. Die optionale Umwandlung zum Wohnhaus ist ebenfalls gelungen: das Atelier kann zu Küche und Essraum umfunktioniert werden, die Büroräume zu Schlafzimmern.
Ich bin stark mit meiner Scholle verbunden. In diesem Haus ist 1909 schon meine Grossmutter zur Welt gekommen. Deshalb war mir wichtig, dass wir das Atelier künftig als «Stöckli» umnutzen können, falls unser Nachwuchs das Wohnhaus übernimmt.
— Philipp Honauer, Bauherr
Flexible Transformation von Stall und Werkstatt in Atelier mit Büro und auf Wunsch in ein Wohnhaus
Erhalt und Umnutzung historischer Bestandteile eines rund 150 Jahre alten Bauernhauses
Bauweise nach Anforderungen von Seiten Lärmschutz (in Kernzone)
Kennzahlen | |
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Zeitraum | 2021 bis 2022 |
Baukosten | CHF 1.1 Mio. |
Bauherrschaft | Philipp Honauer |
Mitgliederfirmen | |
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Architektur | Kaufmann Widrig Architekten GmbH, Zürich |
Betonböden | S+U Bauunternehmung AG, Zürich |
Betonoberflächen | De Lucia Bautenschutz und Renovationen AG, Zürich |
Kanal- und Abflussreinigung | Franz Pfister AG, Zürich |
Elektrotechnik | E. Kessler AG, Glattbrugg |
Baureinigung | RS Reinigungen AG, Fällanden |
Fotos: Georg Aerni
(Fotos Steinweg: Kaufmann Widrig Architekten)
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