Werner Reding ist Geschäftsführer des Familienbetriebs Reding Werner AG in Einsiedeln. Die Firma ist spezialisiert auf das fachgerechte Restaurieren, Erhalten, Pflegen und Dokumentieren von historischen Holzinnenausbauten. Werner Reding, ursprünglich gelernter Koch, liess sich zum Holzbeizer und Holzbeizmeister ausbilden und trat dem Familienbetrieb seines Vaters bei. Als sich die Nachfrage zunehmend in Richtung Restaurationen entwickelte, vertiefte er sein Wissen mit der Ausbildung «Handwerk in der Denkmalpflege». Seit 1999 führt Werner den Familienbetrieb gemeinsam mit seinem Bruder Markus. Mitglied bei Altbauweise Zürich ist die Firma seit rund vier Jahren.
Wenn du eine Anfrage erhältst, wie gehst du vor und was ist besonders wichtig?
Bestandesaufnahme: Wir gehen ähnlich wie in der Medizin vor: Wer ist der Patient? Wie alt ist er? Was hat er? Welche Vorerkrankungen, Vorbehandlungen, Allergien oder Unverträglichkeiten bestehen? Ich besichtige das Objekt vor Ort und dokumentiere es mit detaillierten Fotos. In dieser ersten Sammel- und Beratungsphase geht es darum, die Situation zu erfassen, idealerweise mit Einbezug des Architekten/Bauherrn und der Denkmalpflege. Letztere entscheidet, welche Teile erhalten werden müssen. Manchmal sind diese Entscheide alle schon gefällt und ich erhalte einen konkreten Auftrag zur Bearbeitung einer Oberfläche. Meine Abklärung dient oft auch als Grundlage für eine Ausschreibung; auf dieser Basis können andere Betriebe offerieren. Alle Arbeitsschritte und Materialien sind genau definiert.
Objektinformationen sammeln: Um eine genaue Diagnose zu erstellen, sammeln wir verschiedene Informationen: die Art des Objekts, Alter und Epoche, Abmessungen sowie Schäden wie Fäulnis, Abplatzungen, Risse, Wurmbefall, Brandschäden oder Lichtschäden. Wir untersuchen das Objekt auf verschiedene Arten:
– optisch, das heisst von Auge und ev. mit Lupe,
– haptisch, indem wir das Objekt und seine Oberfläche befühlen,
– physikalisch, indem wir z.B. schleifen, schaben oder den Querschnitt analysieren und
– chemisch, indem wir Reaktionen auslösen, um beispielsweise Rückschlüsse auf den PH-Wert zu ziehen.
Behandlungsmethode und -schritte empfehlen: Wir legen fest, was nötig ist – Reinigen, Ergänzen, Ersetzen, Restaurieren, Sanieren – und definieren die Bearbeitungsschritte. Oberstes Ziel ist es, die historische Substanz zu erhalten. Wir halten den Eingriff so klein wie möglich. Auch das Verhindern von Folgeschäden gehört zu den Zielen. Dann nutzen wir Materialien und Werkzeuge der Epoche des Objekts. Die Zeiten, in denen man Altes mit modernem Kunststoff behandelte, sind zum Glück vorbei. Mit dem nötigen Wissen über Architekturgeschichte und Möbelstilkunde kann man die Objekte einordnen.
Das Verhindern von Folgeschäden gehört neben dem Erhalt der Geschichte und Authentizität zu den wichtigsten Zielen.
Wann sind High Tech-Methoden wie Laser- oder Strahlverfahren sinnvoll?
Je nach Grösse und Objekt: Laser kann sehr effektiv sein für die Reinigung, vor allem für kleine Objekte wie Schubladengriffe oder klar eingrenzbare Flächen.
Kosten/Nutzen abwägen: Die Möglichkeiten, diese High Tech-Verfahren einzusetzen, sind heute eher begrenzt. Das Verfahren ist zurzeit um ein Vielfaches teurer als Handarbeit. Mit den traditionellen Methoden decken wir heute noch 95% der Fälle ab. Bei 5% können High Tech-Verfahren zum Zug kommen: Strahl- oder Laserverfahren für Reinigungen oder Entlackungen. Man muss immer die Vor- und Nachteile abwägen.
Langzeitfolgen abschätzen: Ich bin sehr zurückhaltend bei den High Tech-Methoden. Den Standstein des Berner Münsters hat man vor 20 Jahren mit einem High Tech-Imprägnierungsmittel behandelt. Seither fallen jährlich Kosten von rund einer Mio. CHF an, um die Schäden dieser Behandlung zu beheben. Man muss unbedingt die Langzeitfolgen sorgfältig beurteilen und darf sich nicht blenden lassen von den spektakulären Videos. Die Erfahrungen aus der Praxis sind oft ernüchternd.
Mit den traditionellen Methoden decken wir heute 95% der Fälle ab. Bei 5% kommen High Tech-Verfahren zum Zug.»
Was sind deine Learnings, deine Darlings, deine Träume?
Zusammenarbeit mit Denkmalpflege: Wer von Anfang an die Kommunikation mit ihnen sucht, findet die besten Lösungen. Die Wünsche des Kunden können nicht immer erste Priorität haben, der Erhalt der historischen Substanz steht immer im Vordergrund. In 9 von 10 Fällen kann ich die Leute begeistern für unseren Vorschlag. Notfalls finden wir Kompromisse, mit denen sowohl die Denkmalpflege wie der Eigentümer/Bauherr einverstanden ist. Ich kann dazu beitragen, dass die Kosten nicht ins Unermessliche steigen, dafür braucht es sachverständiges Prüfen und die nötige Erfahrung, um den anstehenden Arbeitsaufwand richtig abschätzen zu können.
Timing: Bei Innenausbauten hat es oft sehr viele Holzwerke: Türen, Fenstersimse, Fenster… das wird vernachlässigt. Oft geht man diese Objekte erst am Schluss an. Aber mit Reinigen ist es meist nicht getan. Es lohnt sich, uns rechtzeitig beizuziehen.
Mein Highlight: Zu meinen Lieblingsprojekten gehört die Villa Bleuler in Zürich aus dem 19. Jh. Wir konnten an verschiedensten Stellen unsere Kompetenz einbringen, auch Altlasten, z.B. alte Versiegelungen auf der Holztreppe, entfernen. Die Unterschiede von vorher zu nachher waren enorm und höchst befriedigend.
Mein Traumauftrag: Ich reiste mit knapp 20 Jahren nach Mailand und besuchte den riesigen Dom, der mich tief beeindruckte. Damals dachte ich: Das wäre ein schöner Auftrag: All diese gotischen Kirchenbänke restaurieren zu dürfen!
Wer von Anfang an die Kommunikation mit der Denkmalpflege sucht, findet die besten Lösungen.
Für Abklärungen, Beratungen und Massnahmen rund um historische Innenausbauten, Holzwerke und Möbel stehen unsere Spezialisten von Altbauweise Zürich gerne zur Verfügung. Unsere Kontaktangaben finden Sie hier. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Objektbilder Reding Werner AG
Porträt Werner Reding und Text: Claudia Kaufmann
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