Ramona Bernegger und Hennes Widmer haben einige Parallelen in ihrem Werdegang: die ausgebildeten Malermeister sind heute in führenden Positionen in renommierten Malergeschäften in Zürich tätig: Ramona seit 2024 als Abteilungsleiterin bei Max Schweizer AG und Hennes seit 1999 als Inhaber und Geschäftsleiter bei Christian Schmidt Malermeister AG. Beide Firmen sind spezialisiert auf Altbauten und denkmalgeschützte Gebäude und gestalten als engagierte Mitglieder seit rund 20 Jahren den Verbund Altbauweise Zürich mit. Denn wer malt, ist mittendrin und bildet eine zentrale Schnittstelle zu vielen anderen Gewerken.
Man unterscheidet sogenannte künstliche von natürlichen Farben – wo liegen die Unterschiede, Vor- und Nachteile?
Ramona: Grundsätzlich sprechen wir eigentlich von Bindemitteln, nicht von Farben. Die künstlichen Bindemittel werden künstlich bzw. organisch hergestellt; beispielsweise herkömmliche Dispersionen oder Acrylate. Mit natürlichen Bindemitteln sind die mineralischen Farben gemeint, zum Beispiel Silikat- oder Kalkfarben. Das Bindemittel ist in diesem Fall Wasserglas oder Kalk, also natürliche Rohstoffe.
Hennes: Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Nachhaltigkeit: Mineralfarben haften besser, sind langlebig und witterungsresistent. Bei künstlichen Bindemitteln muss man oft nach wenigen Jahren alles wieder streichen. Diesen Punkt sollte man also berücksichtigen, gerade auch, wenn die Kosten zum Thema werden: die mineralischen Farben sind etwas kostspieliger, aber man hat dafür 20 bis 25 Jahre keine Nachfolgekosten mit aufwändigen Renovationen.
Mineralische Farben sind auch ökologisch nachhaltiger, da ihre Herstellung keine umweltbelastenden Stoffe wie Erdöl erfordert.
Ramona: Allerdings kann man mineralische Farben nur auf mineralischen Untergründen, zum Beispiel Kalk- oder Silikatputzen, anwenden. Wenn also erst am Schluss der Wunsch aufkommt, mineralische Farben zu wählen, der Untergrund aber organisch ist – weil zum Beispiel der Gipser Zusätze oder einen hydrophobierten Putz verwendet hat – ist das nicht mehr machbar. Deshalb ist es so wichtig, dass wir als Maler:innen frühzeitig beratend involviert werden: um auf genau solche Problematiken hinzuweisen.
Bei Altbauweise Zürich sensibilisieren wir uns im Team
gegenseitig, damit diese Probleme gar nicht erst auftreten.
Ein weiterer Vorteil von mineralischen Farben ist ihre Offenporigkeit und Alkalität: sie nehmen Feuchtigkeit auf und wirken immer auch pilz- und algenhemmend. Das ist bei Aussenanwendungen an Fassaden wichtig, insbesondere bei unseren klimatischen Verhältnissen. Auch vernetzten sich mineralische Farben chemisch mit ihrem Untergrund, sie verbinden sich mit ihm. Künstliche Farben kleben dagegen nur auf dem Untergrund und bilden keine Einheit.
Hennes: Künstliche Farben kann man überall anwenden – deshalb werden sie auch oft eingesetzt … für den Moment passt es. Aber längerfristig wird die Farbe eben blättern oder ausbleichen…
Bei den Farbtönen ist das Spektrum bei den mineralischen Farben etwas eingeschränkt, da sie auf Erdtönen basieren. Leuchtende Farben oder Neonfarben sind deshalb nicht möglich – was im Aussenraum aber auch meist nicht gefragt ist.
Wie steht es um den Einfluss von Farben auf unsere Gesundheit und die Umwelt?
Hennes: Im Innenbereich darf man schon seit langem keine Lösungsmittel mehr verwenden – das ist gesetzlich geregelt. Hält man sich bei städtischen Bauten nicht daran, kann einem durchaus die Baustelle geschlossen werden. In diesem Sinne können wir also klar entwarnen – das ist wichtig für die Auftraggeber und Bewohnenenden, aber auch für unsere Mitarbeitenden und deren Gesundheit.
Giftige Stoffe sind in den heutigen Farben keine mehr vorhanden.
Seit rund zehn bis fünfzehn Jahren sind solche Zusätze tabu.
Ramona: Lösemittel kommen nur zum Zug, wenn man Farbschichten an gewissen Stellen nicht mehr lösen kann, z.B. bei Nikotinschäden. Die Maler:innen schützen sich bei dieser Arbeit mit Atemmasken. Für die Menschen, die nachher dort wohnen, ist es aber unbedenklich; es werden diesbezüglich ja auch oft Messungen gemacht. Will man den Einsatz von Lösungsmitteln ganz vermeiden, muss man die ganzen Untergründe, also die Tapete oder den Verputz, entfernen. Das ist aufwändig, aber natürlich machbar, wenn man gewillt ist, die Kosten dafür zu tragen.
Im Aussenbereich werden zum Teil Farben verwendet, die Algizide und Fungizide enthalten. Bei Regen werden diese Inhaltsstoffe in den Boden geschwemmt…
Hennes: Es sind vor allem die Silikonfarben, die mit Bioziden versetzt sind. Eine gute Alternative sind die Reinsilikate, die wir verwenden.
Reinsilikate können viel mehr
Feuchtigkeit aufnehmen,
weshalb es kaum zu Schimmel-
oder Algenproblemen kommt.
Die Anwendung solcher Farben ist aber abhängig davon, wie der Untergrund beschaffen ist. Und was der Architekt oder Auftraggeber bereit ist, zu zahlen. Leider wird auch gar nicht kontrolliert, ob umweltverträgliche Farben verwendet wurden oder nicht. Auf Seiten der Kund:innen ist das Bewusstsein dafür da. Wenn es je nachdem auf eine Sanierung rausläuft, gilt es abzuwägen, wo die Prioritäten gesetzt werden.
Uns ist es ein grosses Anliegen, nur Varianten vorzuschlagen, die umweltverträglich sind. Im Verbund der Altbauweise Zürich können wir dann auch garantieren, dass es alles so umgesetzt wird, wie wir es vorgeschlagen und verkauft haben.
Was muss man beachten bei Altbauten und denkmalgeschützten Gebäuden?
Ramona: Bei Altbauten sind die Untergründe oft schon gestrichen, zum Teil mehrmals. Am einfachsten ist die Untergrundprüfung der ersten, sichtbaren Schicht; die lässt sich mit verschiedenen Lösemitteln herausfinden. Andere Schichten und der Putzuntergrund lassen sich aber nur mit der Farbanalysen prüfen: damit können alle Schichten nachvollzogen werden, die Anzahl und deren Art. So kann man auch fehlbare Schichten identifizieren, die man gezielt entfernen muss.
Hennes: Bei denkmalgeschützten Objekten ist eigentlich immer das Ziel, das aufzutragen, was vorhanden ist. Wenn sich die letzte Schicht als Dispersion entpuppt, ist alles für die Katz. Der Aufwand, die entsprechenden Schichten abzuarbeiten, ist gross.
Wenn nur einer mal etwas Falsches aufträgt, entstehen im
Nachhinein viele Kosten.
Ramona: Die Herausforderung bei älteren oder denkmalgeschützten Gebäuden liegt auch darin, dass jeder Raum wieder anders ist. Wie bei einem Puzzle versuchen wir die verschiedenen Entwicklungsschritte nachzuvollziehen und am Schluss ein homogenes Ganzes zu schaffen, das dem Original so nahe wie möglich kommt. Das erfordert eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Thema.
Hennes: Ich betrachte es als unsere Aufgabe und Pflicht, im Sinne der Denkmalpflege zu handeln. Das heisst, den Kunden auch mal zu enttäuschen, wenn sein Wunsch denkmalpflegerisch nicht vertretbar ist.
Die Wahl eines geeigneten Farbtons ist für viele überfordernd – wie könnt ihr da unterstützen?
Ramona: Farbtöne sind ein heikles Thema. Bei der Auswahl geht es nicht nur um den persönlichen Geschmack, es können auch kulturelle oder religiöse Einflüsse eine Rolle spielen. Und die Farbtöne wirken je nach Lichtquelle, Tageszeitpunkt und Saison anders. Privatkunden erleben wir grundsätzlich als sehr skeptisch und zurückhaltend bei Bunttönen. Hier helfen unsere Visualisierungen, um sich die Wirkung besser vorzustellen. Manchmal erstellen wir auch ein grossflächiges Muster – ob dies separat auf einer Tapete oder gleich vor Ort auf den Untergrund appliziert wird, spielt keine Rolle.
Hennes: Schwierig wird es, wenn mehrere Entscheider im Boot sind. Dann landet man oft wieder beim ursprünglichen Farbton… im Aussenraum ist es wichtig, dass der Farbton zur Umgebung passt – da machen wir Farbberatung anhand von visualisierten Farbkonzepten.
Wie erlebt ihr die Zusammenarbeit im Team von Altbauweise Zürich?
Ramona: Wir arbeiten oft mit Firmen aus der Gruppe: Es geht einfach schneller, man macht auch mal einen Umweg oder geht die Extrameile füreinander und man weiss, wovon man spricht. Die Kommunikationswege sind kürzer, was die ganze Arbeit effizienter macht.
Im Unterschied zu Einzelkämpfern teilen wir das Interesse, ein überzeugendes Gesamtprojekt zu liefern.
Hennes: Wenn man sich kennt, kann man sich keine lausige Arbeit erlauben, sonst kriegt man keine Aufträge mehr voneinander. Dieser Punkt erhöht ebenfalls die Qualität des Endresultats. Und ich schätze, dass die Gruppe das Verständnis und den Austausch zwischen den Gewerken fördert.
Unsere Spezialist:innen unterstützen Sie gerne, von der Farbanalyse über die Farbgebung bis zur Farbberatung. Gemeinsam finden wir die optimale Lösung für Ihr Projekt.
Unsere Kontaktangaben finden Sie hier. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Objektbilder Max Schweizer AG und Christian Schmidt Malermeister AG
Porträt Ramona Bernegger / Hennes Widmer und Text: Claudia Kaufmann
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