Christian Fleisch ist gelernter Heizungszeichner – heute heisst die Berufsbezeichnung «Gebäudetechnikplaner Heizung». Er blickt auf rund 35 Jahre Berufserfahrung mit Schwerpunkt Wärmeerzeugung zurück. Über zwanzig davon hat er bei der Firma Koster AG in Zürich-Altstetten verbracht. Nach seinem Lehrabschluss bildete er sich weiter an der Technikschule HF und schloss die SIU-Unternehmerschule ab. Heute betreut er als Key Account Manager grössere wiederkehrende Firmenkunden. Die Firma Koster AG gehört zu den Altbauweise Zürich-Mitgliedern der ersten Stunde.
Wie wird im Raum Zürich geheizt? Wie beurteilst du die Vor- und Nachteile dieser Lösungen?
Heute haben die meisten Gebäude noch Heizungen mit Öl- und Gaskesseln. Gemäss Energiegesetz Kanton Zürich dürfen seit September 2022 aber keine neuen Heizungen mit fossilen Brennstoffen wie Gas oder Öl installiert werden. Sprich: steht eine Gas- oder Ölheizung am Ende ihrer Lebensdauer, muss sie mit einer umweltfreundlichen Heizlösung ersetzt werden. Als Ausnahme ist Bio-Gas erlaubt, das durch Vergärung von Biomasse jeder Art entsteht, allerdings führt nicht jeder Gaslieferant Bio-Gas.
Je nach Wohnort gibt es verschiedene Optionen oder nur sehr beschränkte.
Sehr gefragt sind Wärmepumpen, insbesondere Luft/Wasser-Wärmepumpen werden oft installiert. Es gibt aber viele weitere Varianten, z.B. Erdsonden-Wärmepumpen, Grundwasser-Wärmepumpen oder die Eisspeicherheizung. Eine Eisspeicherheizung besteht aus einer Sole/Wasser-Wärmepumpe und einem Eisspeicher. Durch die Kombination kann sie nicht nur dem Erdreich Wärme entziehen, sondern auch dem Wasser und der Umgebungsluft. Die wichtigste Wärmequelle ist aber der Eisspeicher. Ein Eisspeicher besteht aus einer Zisterne, die komplett unter der Erdoberfläche vergraben wird. Die Zisterne selbst ist meist aus Beton und nicht isoliert. Im Inneren der Zisterne befinden sich grosse Spiralen aus Leitungen, in denen eine frostsichere Flüssigkeit (Sole) zirkuliert. Diese Spiralen teilen sich in einen Entzugswärmetauscher und einen Regenerationswärmetauscher auf. Die Zisterne ist mit Wasser gefüllt und dient als Energielieferant.
Ersetzt man Öl- und Gasheizungen mit einer Wärmepumpe, profitiert man von folgenden Vorteilen
Kostensenkung: weniger Heizungskosten, keine Kosten für Kaminfeger, tiefere Unterhaltskosten
Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen und Preisen
Umweltfreundlichkeit: Deutlich geringere CO2-Emissionen
Bestellung, Lagerung und Kauf des Brennstoffs fallen weg
Es gibt aber auch Nachteile
hohe Investitionskosten: für Neuinstallationen muss je nach Modell mit rund CHF 45-80’000.- gerechnet werden; bei Sanierungen der bereits vorhandenen Energieträger werden die Kosten deutlich geringer
zusätzliche Baumassnahmen werden ev. nötig
Geräuschemissionen sind möglich
Lebensdauer ist auf ca. 15 bis 20 Jahre beschränkt
aus Platzgründen meist nur in ländlichen Regionen möglich, da Abstände gewährleistet werden müssen
Die Stadt Zürich verfügt über ein breites Angebot an Fernwärme. Bei dieser Heizungslösung werden grössere Gebiete mit umweltfreundlicher Wärme versorgt. Die Fernwärmenetze werden in den kommenden zwanzig Jahren etappenweise ausgebaut mit dem Ziel, letztlich 60 Prozent des städtischen Siedlungsgebietes zu erschliessen. Auch hier spielt also der Wohnort eine entscheidende Rolle.
Fernwärme hat in der Stadt Zürich viele Vorteile
Niedrigere Kosten für die Heizungswartung, keine Kosten für Kaminfeger, weitgehend fixe Energietarife > Fernwärme gilt als die kostengünstigste Energieversorgung
Keine Geräusch- oder Geruchsemissionen
Bestellung, Lagerung und Kauf des Brennstoffs fallen weg
die Lebensdauer der Übergabestation beträgt ca. 25-30 Jahre, die der Fernwärme-Netze beträgt zwischen 60 und 100 Jahre
Tiefe bis keine CO2-Emissionen: als Energiequelle kommen hauptsächlich erneuerbare Energieträger zum Einsatz wie See-, Grund- und Abwasser
Der Transportweg bringt einen gewissen Wärmeverlust mit sich, was den Nachteil eines niedrigeren Wirkungsgrads mit sich bringt.
Die Nutzung von Fernwärme ist in der Stadt meistens am sinnvollsten.
Des Weiteren sind Pellets, Holz- und Schnitzelheizungen möglich. Wobei das in Zürich weniger eingesetzt wird, eher in ländlichen Gebieten.
Wie geht man am besten vor, wenn man die Heizung erneuen muss oder will?
Man sollte sich über die Fördergelder informieren: Grundsätzlich gibt es in der Schweiz Fördergelder für die meisten energetischen Massnahmen an Liegenschaften. Für den Kanton Zürich kann man sich auf diesen Websites einen Überblick verschaffen:
Kanton Zürich – Energieförderung und -beratung
Kanton Zürich – Das Gebäudeprogramm
Hier wird auch ersichtlich, welche Unterlagen man für die Fördergesuche bereitstellen muss.
Beim Vorgehen gilt folgende Faustregel: erst Dach und Fassade dämmen, dann die Heizung erneuern. Die Dämmung verändert den Energiebedarf eines Gebäudes, und das Volumen der Heizung kann erst perfekt darauf abgestimmt werden, wenn der Bedarf bekannt ist. Dabei muss selbstverständlich auch das zur Verfügung stehende Budget berücksichtigt werden und wie dringend der Ersatz der Heizung ist.
Erst Dach und Fassade dämmen, dann die Heizung erneuern.
Wie gehst du als Fachmann vor?
Als Fachmann muss man sich immer einen Gesamtüberblick verschaffen. Am wichtigsten ist die Person und deren Vorstellung. Einige sind gut vorbereitet und haben klare Vorstellungen, andere sehen sich zur Erneuerung gezwungen und wissen vielleicht noch weniger Bescheid. Dann prüfen wir wie erwähnt die Gebäudehülle, die Fenster, das Dach und klären ab, inwiefern eine Sanierung machbar ist und ob es zeitlich noch möglich ist vor der Ersetzung der Heizung. Weitere Faktoren sind die Platzverhältnisse, die Umgebung, die vorhandenen Leitungen usw. Letztlich prüfen wir auch, wieviel Strom im Haus vorhanden ist, gerade bei Altbauten. Wenn man mit nur 25 Ampère abgesichert ist, wäre das bei einer Wärmepumpe ein Problem und würde zusätzliche Kosten verursachen. Sind alle Punkte geklärt, können wir einen individuellen Vorschlag machen.
Es gibt zahlreiche beeinflussende Faktoren, die man vorher abklären muss. Das Gesamtbild ist die Grundlage für unseren individuellen Vorschlag.
Manchmal gibt es akute Probleme, z.B. Lecks bei Öl- oder Gaskesseln. Wenn der Anschluss ans Fernwärmenetzwerk beispielsweise erst in Planung ist, müssen wir überbrückende Lösungen finden. In diesem Fall kann man einen Ölkessel nochmals ersetzen, muss aber einen Vorvertrag mit dem Fernwärme-Anbieter abschliessen. Dann wird einem der Wert des Kessels nachträglich zurückerstattet.
Wie diese Regelungen in Zukunft sind, wissen wir nicht. Auch ob Fördergelder allenfalls reduziert werden, ist unklar. Man munkelt, der Bund werde künftig sparen… wir werden es sehen und flexibel darauf reagieren.
Unsere Spezialist:innen beraten Sie gerne am Telefon, analysieren die Gebäudesituation und Ihre Bedürfnisse vor Ort und finden gemeinsam mit Ihnen die optimale Lösung für die Umsetzung.
Unsere Kontaktangaben finden Sie hier. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Objektbilder Koster AG
Porträt Christian Fleisch und Text: Claudia Kaufmann
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