Das Wohn- und Geschäftshaus am Limmatquai liegt mitten in der Altstadt Zürich. Ein neuer Lift soll das düstere Treppenhaus aufwerten und bis zur Dachterrasse führen – eine architektonische, technische und handwerkliche Herausforderung, die wir gerne angenommen haben.
In der Altstadt Zürich wurden in den achtziger Jahren einige Altbauten unter Belassung der alten Strassenfassade erneuert, oft mit wenig architektonischem Fingerspitzengefühl. In diesem Zug wurde das Haus zum Vinken komplett ausgekernt, die Hauptfassade stilecht rekonstruiert. Das ursprüngliche Treppenhaus aus Holz mit dem zentralen Glasaufzug wurde mit einer brachialen Betonwendeltreppe und einem separaten Lift im hinteren Korridorbereich ersetzt. 2018 sollte im über hundert Jahre alten Haus der dritte neue Lift eingebaut werden.
Aufgrund der geltenden Kernzonenvorschrift durfte keine feste Behausung für den Lift auf dem Dach erstellt werden. Also schlugen wir vor, aus dem fünften Obergeschoss nur die Liftkabine mit einem separaten Glasdeckel auf die Terrasse zu steuern. Die Denkmalpflege war mit dieser mobilen Einrichtung einverstanden. Neben feuerpolizeilichen und fluchtwegtauglichen Auflagen galt es auch die neuen gesetzlichen Anforderungen, insbesondere im Rahmen der Rollstuhlgängigkeit, einzuhalten. Das bedeutete unter anderem eine 80 statt 70 cm breite Türöffnung einzubauen. Die Schachtwände im 5. Obergeschoss mussten versetzt und neu bis unter das Dach gezogen werden, was zu diversen Anpassungsarbeiten der Heizung führte.
Den Lift auf die Dachterrasse zu bringen barg, aufgrund denkmalpflegerischer Einwände, die grösste architektonische und technische Herausforderung.
— Kaspar Schläpfer, Projekt- und Bauleitung
Um möglichst viel Tageslicht in das düstere Treppenhaus zu bringen, liessen wir sowohl die Wände, das Dach und den Boden der Kabine aus Glas und Chromstahlprofilen produzieren. Das erforderte die Lösung gravierender bauphysikalischer und statischer Probleme. Zusammen mit dem Liftbauer wurden die Bauherrenwünsche konkretisiert und ausgefeilt. Der Liftschacht wurde in seiner Rohheit belassen, diverse Elemente des alten Lifts sind noch sichtbar. Benutzt man den Lift, wird die Technik unmittelbar erlebbar. Neben den gestalterischen und technischen Herausforderungen war sehr viel Massarbeit und Fingerspitzengefühl der Handwerker gefragt: Der neue Lift hat bei gleichbleibendem Schacht eine grössere Kabine; der kleinste Abstand zur Schachtwand beträgt nur 45 mm. Dazu kommt die Millimeterarbeit bei der Herstellung des Glasdeckels. Dort war die grösste Herausforderung, dass der Deckel absolut dicht ist.
Trotz der Komplexität auf vielerlei Ebenen konnten wir alle Anforderungen unter einen Hut bringen: Der Glaslift bringt das gewünschte Tageslicht von oben bis unten in das Treppenhaus. Nachts sorgt eine Lichtschiene im Liftschacht für die gewünschte Dauerbeleuchtung. Der Glasdeckel auf der Dachterrasse hält sämtlichen, auch extremen Wetterverhältnissen stand: enormen Sonneneinstrahlungen, starken Regengüssen und schweren Schneelasten. Das Haus hat dauerhaft an Komfort und Wohnlichkeit gewonnen.
Planung und Einbau einer High-Tech Konstruktion in einem denkmalpflegerisch wertvollen Gebäude
Enge Zusammenarbeit zwischen Projekt-/Bauleitung, städtischen Behörden (Denkmalpflege, Feuerpolizei) und diversen hochspezialisierten Fachleuten
Komplexität aufgrund der bauphysischen und statischen Herausforderungen
Fakten und Zahlen | |
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Zeitraum | 2018 bis 2019 |
Baukosten | CHF 900'000 |
Bauherrschaft | privat |
Mitgliederfirmen | |
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Projekt- und Bauleitung | Kaspar Schläpfer, dipl. Architekt ETH, Zürich |
Bauingenieur | Ruggli & Partner AG, Zürich |
Montagebau in Holz | Zimmereigenossenschaft, Zürich |
Spenglerarbeiten | E. Lips AG, Zürich |
Aufzüge | EMCH Aufzüge AG, Bern |
Heizung | Koster AG, Zürich |
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