Thomas Stahl, Ingenieur der Fachrichtung Bauphysik mit Master in Bautenschutz, ist seit rund zwei Jahren Mitglied bei Altbauweise Zürich. Als Co-Geschäftsführer der IABP AG Bauphysik baut er auf langjährige Erfahrung in Theorie und Praxis. Beim Umbau von Altbauten gibt es viele Themen, insbesondere Probleme mit der Feuchtigkeit, die bauphysikalisch abgeklärt werden müssen. Thomas Stahls Zustandsuntersuchungen liefern Fakten, die als Grundlage für einen Sanierungsvorschlag dienen. Diesen erarbeitet er in Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten aus dem Netzwerk. Heute beantwortet er Fragen und gibt Tipps rund um Feuchtigkeitsschäden im Altbau.
Warum entstehen Feuchtigkeitsschäden in Altbauten und wie zeigen sie sich?
Grund 1 – Alter: Manche Gebäude sind Jahrzehnte oder Jahrhunderte alt. Über die lange Zeit werden Gemäuer und Materialien stark strapaziert.
Grund 2 – Witterung: Wir unterscheiden zwischen externer Feuchtigkeit und Feuchtigkeit aus dem Erdreich, der sogenannten aufsteigenden Feuchtigkeit. Die Schäden sehen fast gleich aus. Oft meint man, es handle sich um aufsteigende Feuchtigkeit, in vielen Fällen kommt die Feuchtigkeit aber von aussen.
Grund 3 – Material: Je nach Alter des Gebäudes gab es noch keine modernen Abdichtungsmaterialien, Dämmstoffe und Bitumenabdichtungen; auch Beton existierte damals noch nicht oder nicht in einer vergleichbaren Qualität. Zum Teil wurden auch Lösungen mit beispielsweise Asphalt umgesetzt, die nach zweihundert Jahren nicht mehr dicht genug sind. Zudem haben alte Gebäude auch andere Deckenkonstruktionen oder es wurden Hölzer verbaut, die mittlerweile morsch sind.
So zeigen sich Schäden: Feuchtigkeit dringt über sogenannte Fehlstellen in Aussenwänden ein. Im Erdreich sind Salze mit gelöst, die mit der Flüssigkeit durchs Mauerwerk wandern und an der Oberfläche wieder verdunsten, kristallisieren und Schäden wie Abplatzungen, Salzbeläge oder Wasserränder verursachen. Wenn es ständig feucht ist, dann muss man auch mit mikrobiologischem Befall, also Pilzbefall, rechnen.
Wie gehe ich vor, bevor ich einen Altbau kaufe oder wenn ich bereits in einem wohne?
Abklärungen vor dem Kauf:
Besichtigen Sie das Haus mit einem Fachplaner/einer Fachplanerin.
Lassen Sie ggf. forensische Untersuchungen vornehmen, mit denen man hinter Farbschichten (kosmetische Reparaturen) schauen kann.
Nicht sanierte Altbauten haben oft Probleme «bei den Füssen», das heisst, im Untergeschoss. Je nach Nutzungsabsicht (Keller, Arbeitszimmer, Wellnessbereich, usw.) kann man diese in Kauf nehmen oder muss etwas dagegen tun.
Falls Schäden auftauchen, wenn man bereits darin wohnt:
Wenn es offensichtliche Schäden hat, dann soll man nicht einfach drüber malen, sondern herausfinden, woher die Feuchtigkeit kommt und dann beurteilen, wie man den Schaden beheben kann.
Um herauszufinden, woher die Feuchtigkeit kommt, helfen beispielsweise Bohrungen. Zudem nehmen wir Feuchte- und Salzanalysen vor.
Je mehr Fakten man hat, desto genauer und zielführender ist der Sanierungsvorschlag. So kann man aufwändige Sanierungen verhindern, die viel Geld kosten und nichts bringen.
Tipps, um Schäden zu vermeiden?
Keller nicht im Frühjahr lüften, sondern von Herbst bis Winter.
Im Frühjahr trifft die warme Frühlingsluft auf kalte Wände. Diese kondensiert an den Stellen, wo die Taupunkttemperatur unterschritten ist.
Gesteuerte Kellerlüftung einbauen.
Diese misst die Aussenluft und die Kellerluft, und lüftet nur, wenn die Aussenluft trockener ist.
Wohnung dort lüften, wo Feuchtigkeit entsteht.
Z.B. im Badezimmer oder der Küche: Fenster öffnen, Feuchtigkeit rauslassen. Erst danach wieder Türe zur Wohnung öffnen.
Im Winter stosslüften, bis der Beschlag auf der Aussenseite der Fenster wieder weg ist (5-10 Minuten).
Estrich/Dachraum jeden Frühling auf mögliche Schäden oder undichte Stellen prüfen.
Welche Schäden kann ich selbst beheben und wie? In welchen Fällen sollte ich einen Spezialisten beiziehen?
Oberflächliche Schäden wie Salzausbildungen im Keller: bei Bedarf selbst trocken abfegen, nicht drüber pinseln.
Je nach Fläche: Kleine Stellen im Keller sind unproblematisch, aber wenn 30 bis 40 % der Wand betroffen ist, oder die Wand ganz durchfeuchtet ist, muss man Massnahmen ergreifen. Sonst kommt es zu grossen Bauschäden.
Pilzbefall im Keller/Bad: kleine Flecken (ca. Grösse eines 5-Frankenstücks) kann man selbst mit Antipilzmitteln entfernen. Ab einem halben Quadratmeter wird der Befall unter Umständen gesundheitsgefährdend, vor allem für Allergiker, Kinder oder Kranke. Hier lohnt sich eine Abklärung durch Spezialisten: die analysierte Probe zeigt, ob es sich um ungefährliche oder gefährliche Pilzarten handelt.
Im Keller ist bauphysikalische Beratung wichtig: Es gibt mehrere Faktoren, die wie bei einem Zahnrad ineinandergreifen. Ein Eingriff hat Einfluss auf Material, Klima, usw. Aufgrund unserer Erfahrungswerte können wir die richtigen Massnahmen ableiten.
Historische Gebäude: Eine Rücksprache mit Ämtern und Stellen wie dem Denkmalschutz ist angezeigt. Das professionelle Know-how der Beteiligten ist entscheidend – lieber auf Qualität, als nur auf den Preis achten.
Es gibt zahlreiche Sanierungsmöglichkeiten wie Aussen- oder Innendämmung, Abdichtungen, Lüftungskonzepte, usw. Wir erarbeiten den passenden Massnahmenvorschlag aufgrund der Zustandsanalyse und in Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten.
Für Abklärungen, Analysen sowie Erarbeitung und Umsetzung von Massnahmen stehen unsere Spezialisten von Altbauweise Zürich gerne zur Verfügung. Unsere Kontaktangaben finden Sie hier. Kontaktieren Sie uns einfach.
Fotos Schäden: Thoma Stahl
Porträt Thomas Stahl und Text: Claudia Kaufmann
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